#allesistdesign im Vitra Design Museum

Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein

27. Januar 2016

Das Bauhaus #allesistdesign

Das Bauhaus #allesistdesign im Vitra Design Museum
Das Bauhaus #allesistdesign © Vitra Design Museum
Mit der großen Ausstellung »Das Bauhaus #allesistdesign« (noch bis 28.02.2016) präsentiert das Vitra Design Museum eine umfangreiche Ausstellung über das Design am Bauhaus. Eine Vielzahl seltener, teilweise nie gezeigter Exponate aus Design, Architektur, Kunst, Film und Fotografie sind zu sehen. Zugleich konfrontiert das Vitra Design Museum das Design des Bauhauses mit aktuellen Designtendenzen sowie mit vielen Werken heutiger Designer, Künstler und Architekten. Auf diese Weise demonstriert »Das Bauhaus #allesistdesign« die verblüffende Aktualität der legendären Kulturinstitution. Wesentliche Gestalter des Bauhauses sind in der Ausstellung vertreten: Marianne Brandt, Marcel Breuer, Lyonel Feininger, Walter Gropius, Wassily Kandinsky und viele mehr. Von Olaf Nicolai, Adrian Sauer, Alberto Meda, Enzo Mari, Lord Norman Foster, Konstantin Grcic, Hella Jongerius, Opendesk und Jerszy Seymour stammen aktuelle Ausstellungsbeiträge.

Staatliches Bauhaus

Das von Walter Gropius 1919 in Weimar gegründeten »Staatlichen Bauhaus« hatte zum Ziel, einen neuen Typus des Gestalters auszubilden. Am Bauhaus sollten handwerkliche und künstlerische
Grundlagen, Kenntnisse der menschlichen Psyche, des Wahrnehmungsprozesses sowie der Ergonomie und der Technik erworben werden – dieses Profil prägt bis heute das Berufsbild des Designers. Das
Designverständnis am Bauhaus verstand sich für den Designer aber auch in einem umfassenden Gestaltungsauftrag: Nicht nur Dinge des täglichen Gebrauchs sollte er gestalten, sondern auch aktiv an der gesellschaftlichen Umgestaltung teilnehmen. Das Bauhaus steht damit am Anfang eines umfassenden Verständnisses von Design, das heute aktuell mit neuem Nachdruck gefordert wird: Unter Stichworten wie Social Design, Open Design oder »design thinking« wird heute wiederum diskutiert, wie Designer ihren Arbeiten einen größeren Zusammenhang geben und so die Gesellschaft mitgestalten können. Von dieser aktuellen Perspektive ausgehend betrachtet die Ausstellung im Vitra Design Museum das Bauhaus als vielschichtiges, komplexes „Labor der Moderne“, dieses ist mit heutigen Designtendenzen eng verknüpft.

Vier Themengruppen

Vitra Design Museum
© Vitra Design Museum
Gegliedert ist die Ausstellung im Vitra Design Museum am Beginn mit einem Blick auf den historischen und sozialen Kontext des Bauhauses. Sowohl ikonische also auch weniger bekannte Designobjekte des Bauhauses sowie ihre Entstehungsgeschichte zwischen Kunst, Handwerk, Technik und Industrie werden In einem zweiten Bereich untersucht. Auf das Thema Raum geht ein weiterer Bereich ein und zeigt, wie an der Formulierung des Designverständnisses viele verschiedene Gestalter am Bauhaus beteiligt waren – darunter Bühnenkünstler, Architekten mit ihren Überlegungen zur Minimalwohnung und Künstler, die Farbgestaltungen und Raummodelle entwickelten. Das Bauhaus offenbart sich hier als das wohl erste künstlerische »Totalexperiment« der Moderne, die Verbreitung von Design wurde hier in allen Lebensbereichen erprobt. Mit der Kommunikation des Bauhauses beschäftigt sich der letzte Bereich, von Typografie und Ausstellungen über experimentelle Filmkunst und Fotografie bis hin zu der – oftmals systematisch geplanten – Schaffung jener Mythen und Klischees, die das Bauhaus bis heute umgeben.

Konfrontation damals mit heute

Das Vitra Design Museum vermittelt die aktuelle Perspektive auf das Bauhaus, indem historische Exponate aus der Bauhaus-Ära den Werken heutiger Gestalter gegenübergestellt werden. Digital produzierte Möbel von Minale Maeda und Front, Van Bo Le-Mentzels »Hartz IV-Möbel« sind darunter, aber auch Manifeste von Designern wie Hella Jongerius und Opendesk, Interviews mit Gestaltern wie Lord Norman Foster, Enzo Mari, Sauerbruch Hutton und dem Boss Womenswear Kreativdirektor Jason Wu. Ebenso finden sich auch Hommagen an das Bauhaus von Designern wie Mike Meiré, Studio Miro oder Dokter and Misses. Dabei wird nicht zuletzt die Bandbreite des Bauhaus-Einflusses sichtbar – vom Automobildesign bei Mercedes-Benz bis hin zur Möbelserie Pipe (2009) von Konstantin Grcic für Muji und Thonet, die von Marcel Breuer inspiriert ist.

Historische und aktuelle Exponate

Vitra Design Museum
© Vitra Design Museum
Eine besondere Rolle unter diesen aktuellen Beiträgen spielen vier Projekte, die eigens für die Ausstellung im Vitra Design Museum beauftragt wurden und von dem Leipziger Künstler Adrian Sauer, dem Konzeptkünstler Olaf Nicolai sowie den Architekten und Autoren Joseph Grima und Philipp Oswalt stammen. In der Gegenüberstellung von historischen und aktuellen Exponaten ergibt sich ein neues, differenzierteres Bild des Designs am Bauhaus. Es räumt auf mit dem Klischee, das so genannte Bauhaus-Design sei primär minimalistisch, kühl und geometrisch gewesen, sondern zeigt, wie interessiert Designer am Bauhaus an sozialen Zusammenhängen, Experimenten und Prozessen waren. Dabei offenbart sich zum einen, dass viele der aktuellen Debatten denen am Bauhaus auf überraschende Weise ähneln – ob jene über die Möglichkeiten neuer Herstellungsverfahren und Materialien, über die Rolle des Designers in der Gesellschaft oder über die Vorteile interdisziplinärer Zusammenarbeit. Zum anderen wird sichtbar, dass das Bauhaus mit seinem offenen Designbegriff ganz entscheidend dazu beigetragen hat, dass Design heute unsere gesamte Lebenswelt durchzieht – eine Verbindung, auf die auch der Untertitel der Ausstellung im Vitra Design Museum anspielt:

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»#allesistdesign«

Begleitet wird »Das Bauhaus #allesistdesign« von einem über 400-seitigen Katalog, der neben einem ausführlichen, illustrierten Katalogteil auch Essays renommierter Autoren wie Arthur Rüegg und Patrick Rössler, sowie ein Glossar von Grundbegriffen des Designs am Bauhaus enthält. Unterstützt wird der zeitgenössische Blick auf das Bauhaus durch zahlreiche Kurzbeiträge namhafter Designer, Künstler und Architekten aus der ganzen Welt – unter ihnen Lord Norman Foster, Tobias Rehberger, Arik Levy und Hella Jongerius – die mit Ideen, Projekten und Thesen die Aktualität des Bauhauses reflektieren. »Das Bauhaus #allesistdesign« ist eine Ausstellung des Vitra Design Museums und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Im Anschluss an die erste Präsentation im Vitra Design Museum wird die Ausstellung ab Frühjahr 2016 in der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt. Kuratorin der Ausstellung ist Jolanthe Kugler.

Weitere Informationen finden Sie auf www.design-museum.de